„Gott nahe zu sein ist mein Glück.“ Seit Tagen kann man viele Gedanken, Kommentare und kleine Andachten zur Losung für 2014 lesen. Und manche machen mich sehr nachdenklich. Denn im Hintergrund höre zumindest ich manchmal die alte, mahnende Unterscheidung von „wahrem“ und „falschem“ Glück. Glück ist bekanntlich flüchtig, wandelbar und oft mit Sünde verbunden. Und wahres Glück könne es für Christen nur und ausschließlich bei Gott geben. „Dir nahe zu sein ist mein GANZES Glück“ übersetzt beispielsweise die Gute Nachricht Bibel. Ist damit gemeint, das Wein, Weib und Gesang für Christen endgültig out sind?
Luther beispielsweise hat das anders übersetzt: „Aber das ist meine Freude, dass ich mich zu Gott halte.“ Die Elberfelder sagt: „Gott zu nahen ist mir gut.“ und die Basisbibel übersetzt: „Gott nahe zu sein, ist gut für mich.“
Ich denke, eine Aufgabe dieses Jahres wird es sein, den Ruf von Christen als ernsthafte, oft mürrische Menschen und „Spaßbremsen“, die gerne auch mal anderen das vermeintlich falsche, sündige Glück madig machen, zu verändern. Denn so sind wir gar nicht.
Der Begriff „Sünde“ wird ja oft mit Dingen wie Mord, Totschlag, Gier und Geiz gleichgesetzt. Er meint aber die Entfernung von Gott. Und das ist nicht nur nicht das, was im Strafgesetzbuch steht. Jeder kennt diese Momente, wo wir merken, das wir jemandem nicht gerecht geworden sind, und wo wir merken, das es schwer werden wird, ihm wieder zu begegnen, ihm die Hand zu geben und dabei in die Augen zu schauen. Dieser Moment, wo wir merken: „Da stimmt etwas nicht!“, in der Beziehung zum nächsten und in der Beziehung zu Gott. Wo wir den Mund gehalten haben, obwohl wir etwas hätten sagen müssen. Oder auch andersherum. Wo wir gingen, anstatt zu bleiben, oder wo wir redeten anstatt lieber zuzuhören. Das ist auch eine Entfernung von Gott.
Und ich persönlich glaube, genau hier setzt dieser Psalm an: Es ist gut für mich, wenn ich seine Nähe suche. Immer wieder, und gerade dann, wenn es schwer fällt. Denn ich kann von ihm lernen und mich entwickeln. So kann auch ich vielleicht lernen, bestimmte Sachen ganz anders zu sehen und einzuordnen, wie es im Psalm 73 (aus dem die Lösung stammt), ja beschrieben ist. Und diese Nähe zu Gott, die schließt weder das Glas Rotwein noch die Grillparty im Sommer aus.
Im Gegenteil: Seine Nähe kann doch gerade die persönlichen Glücksmomente zu etwas wirklich Besonderem machen. Nämlich zu Glück.
Auf ein glückliches, neues Jahr.